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Der Kachelofen in Geschichte, Kunst und Literatur |
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Als Stefan Zweig seinem Kollegen Carl Zuckmayer einen Kachelofen schenkte |
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Stefan Zweig war in den 20-er und 30-er Jahren der weltweit meistgelesene Autor
deutscher Sprache, der es zu beträchtlichem Wohlstand brachte. Er unterstützte viele unbekannte Autoren und
Künstler, seine Großzügigkeit kam aus dem Herzen. Carl Zuckmayer ("Der Hauptmann von Köpenick") hatte mit
seinem Theaterstück "Der fröhliche Weinberg" den Durchbruch geschafft und konnte nun nach vielen Hunerjahren
aufgrund üppiger Honorare einen Bauernhof in Henndorf bei Salzburg kaufen. Hier war Stefan Zweig häufig zu Gast.
Carl Zuckmayer schreibt in seinen Lebenserinnerungen "Als wär's ein Stück von mir": |
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Als er (Stefan Zweig, die Red.) zum ersten Mal nach Henndorf kam, standen wir gerade
vor dem Problem, einen neuen Ofen in unserer Wohnstube setzen zu lassen, da der alte zusammengebrochen war und
wir den ganzen Raum in einem einheitlichen, dem Charakter des Hauses und der Landschaft entsprechenden Stil
einzurichten wünschten: es kam dafür nur ein echter ländlicher Kachelofen in Frage, und der war, wenn man
neufabriziertes Kunstgewerbe ausschloß, nicht leicht zu beschaffen. Stefan strahlte. Er ließ sich die Maße geben
und zog sich geheimnisvoll zurück. Am nächsten Tag kamen Transportarbeiter mit einem genau in seine Ecke
passenden, altsalzburgischem, dunkelgrün getönten und besonders reizvoll ornamentierten Kachelofen, von dem
er dann behauptete, er habe ihn unbenutzbar in seiner Wohnung auf dem Kapuzinerberg in der Rumpelkammer entdeckt;
ich bin mir heute noch nicht sicher, ob er nicht stundenlang in Salzburg herumgelaufen ist, um ihn zu finden und
ihn uns als "Einstand", wie er das nannte, zu verehren. |
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Der Kachelofen im Arbeitszimmer von Dr. Martin Luther auf der Wartburg |
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Dieses ebenso rustikale wie museale Arbeitszimmer befindet sich auf der Wartburg in
Eisenach. Und an dem hier abgebildeten Schreibtisch hat Dr. Martin Luther in nur zehn Wochen die Bibel von ihrem
griechischen Urtext ins Deutsche übersetzt. Das alles geschah zwischen Mai 1521 bis März 1522, als der große
Reformator in der Vogtei auf der Wartburg in Thüringen Schutz gefunden hatte.
Man weiß, dass es auf den Burgen im
Winter jämmerlich kalt war - aber Martin Luther wurde, wie man sieht, aus einem Kachelofen mit Wärme versorgt. Wer
die Wartburg zunächst einmal online besuchen will, sollte dies mit einem Klick auf diese Website tun:
www.wartburg-eisenach.de und er sollte bei der nächsten Gelegenheit dieses Weltkulturerbe besuchen, denn immerhin
ist hier als Folge der Bibelübersetzung die einheitliche deutsche Sprech- und Schriftsprache entstanden. |
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Zitat aus dem Roman "Ortsgespräch" von Florian Ilies |
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In seinem Bestseller "Ortsgespräch" berichtet der Autor liebevoll, aber auch mit einem Schuß Hintersinn,
über das Leben in der Kleinstadt Schlitz:
"Tante Do hatte nie Besuch von Herrn Geigenbauer. Sie hatte ja auch einen Kachelofen.
Der war zwar viel älter als unsere Zentralheizung, noch aus der Zeit vor den Zeppelinen. Aber dafür war er auch viel wärmer und nie
kaputt. Zusätzlich erfüllte er ja die Funktion des Haustelefons, denn Onkel Pepi konnte von oben sogar detaillierte Speisewünsche
durch den Ofen direkt ins Wohnzimmers senden beziehungsweise Informationen über eintreffende Gäste empfangen. Es war völlig üblich,
dass entweder Tante Do oder Tante Ria ihren Kopf halb in den Kachelofen steckte, um mit Onkel Pepi drei Stockwerke höher zu sprechen..." |
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Das wahrscheinlich berühmteste Liebesgedicht von Joachim Ringelnatz |
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Joachim Ringelnatz ist eine Legende. Sowohl als merkwürdigster Kriegsmarine-Offizier aller Zeiten, als auch als
skuriler Dichter. Sein Liebesgedicht mit der Ofenkachel gehört zum Liebenswertesten, was er gedichtet hat. |
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Liebesgedicht
Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
Eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken.
Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.
Vorbei - verjährt -
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.
Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.
Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.
Ich habe dich so lieb. |
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